Seit ihrer Gründung im Jahr 1999 hat die EZB die ihr von den Mitgliedstaaten übertragene Priorität der Preisstabilität erfüllt und durch antizyklische Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaftstätigkeit beigetragen. Die Geldpolitik im Euroraum ist seit dem 1. Januar 1999, als der Euro als einheitliche Währung in den Mitgliedstaaten eingeführt wurde (Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Portugal und Spanien seit 1999; Griechenland seit 2001; Slowenien seit 1. Januar 2007), der Europäischen Zentralbank anvertraut. Der Euroraum hat derzeit 312,7 Millionen Einwohner und erwirtschaftet 22% des weltweiten BIP, den zweiten Platz hinter den Vereinigten Staaten (28%).
Gemeinsame Geldpolitik: Eine Notwendigkeit für Stabilität
Es lohnt sich, an die Vorteile der Wirtschafts- und Währungsunion für ihre Mitgliedsländer zu erinnern:
- Sie fördert die Entwicklung des Binnenmarktes, indem sie den Handel und Preisvergleiche erleichtert und die Kosten für Devisentransaktionen und das Wechselkursrisiko eliminiert;
- Förderung einer stärkeren Integration der Kapitalmärkte durch Erweiterung des Angebots an Finanzinstrumenten für Spar- und Investitionszwecke und damit Erleichterung der Finanzierung von Aktivitäten;
- Begrenzung der Anfälligkeit der europäischen Wirtschaft für importierte Inflation, da der Handel mit Waren und Dienstleistungen mit der Außenwelt einen geringeren Anteil am BIP ausmacht: Die Preise importierter Waren haben nur einen begrenzten Einfluss auf die inländischen Preise.
Während der Debatte über die Einführung einer gemeinsamen Währung und einer gemeinsamen Geldpolitik zeigten sich einige Ökonomen besorgt über das Risiko, dass diese angesichts wirtschaftlicher Divergenzen zwischen den Mitgliedsländern und insbesondere im Falle asymmetrischer Schocks nicht angemessen sein könnte. Aus diesem Grund wurde die Teilnahme an der Wirtschafts- und Währungsunion von wirtschaftlichen Konvergenzregeln in Bezug auf die Preisstabilität, die Wechselkurse, das Zinsniveau und den Zustand der öffentlichen Finanzen abhängig gemacht. Darüber hinaus hat sich seit der Einführung des Euro die Wirtschaftsleistung der Mitgliedsländer des Euroraums tendenziell angeglichen. Somit erstreckt sich die Geldpolitik der EZB auf eine relativ homogene Wirtschaftsgruppe, was die Entscheidungsfindung erleichtert und eine größere Effizienz gewährleistet.
Ziele und Instrumente der Europäischen Zentralbank
Die Europäische Zentralbank ist verantwortlich für die Durchführung der Geldpolitik, die Durchführung von Devisengeschäften, die Verwaltung der offiziellen Reserven der Mitgliedstaaten des Euro-Währungsgebiets und die Erleichterung des reibungslosen Funktionierens der Zahlungssysteme. Ihr vorrangiges Ziel ist die Gewährleistung der Preisstabilität im Euro-Währungsgebiet, die als jährliche Inflationsrate von unter 2% definiert ist, aber nahe genug an dieser Schwelle liegt, um das Risiko einer Deflation zu vermeiden. Ein wichtiges Nebenziel der EZB ist die Förderung des wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts, eines hohen Beschäftigungsniveaus und einer ausgewogenen und nachhaltigen Entwicklung, sofern Preisstabilität erreicht wird.
Das Hauptinstrument der EZB zur Erreichung ihrer Ziele ist die Regulierung der kurzfristigen Zinssätze, die sich auf die Bank- und Marktzinsen sowie auf die Angebots- und Nachfragebedingungen auf verschiedenen Märkten auswirken. Der Preisstabilität sollte Vorrang eingeräumt werden, wenngleich die Förderung von Wachstum und Beschäftigung ebenfalls ein Ziel darstellt. Die Geldpolitik der EZB wird dadurch erschwert, dass sie die Auswirkungen zahlreicher Variablen auf die Inflation und das Aktivitätsniveau berücksichtigen muss. Dies macht die Entscheidungen äußerst komplex und erfordert die Berücksichtigung der Verzögerungen zwischen den Zinsänderungen und ihren Auswirkungen auf die Wirtschaft.
Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Zentralbank stabil und unabhängig agiert, um Preisstabilität zu gewährleisten und zu vermeiden, dass die Geldpolitik zur vorübergehenden Stimulierung der Wirtschaft aus politischen Gründen eingesetzt wird. Dies erklärt, warum die Glaubwürdigkeit der Zentralbank und ihre Kommunikation mit den Wirtschaftsakteuren so wichtig ist. Die Wirtschaftsforschung hat auch gezeigt, dass die EZB zwei Ziele gleichzeitig verfolgt - Preisstabilität und Förderung des Wirtschaftswachstums - was die Komplexität ihrer Ziele unterstreicht.
EZB: Leistung der Geldpolitik
Seit ihrer Gründung hat die Europäische Zentralbank eine Reihe bedeutender Erfolge bei der Durchführung der Geldpolitik und der Stabilisierung der Eurozone erzielt. Werfen wir einen Blick auf diese Erfolge:
- Senkung der Zinssätze: Zwischen 1999 und 2006 lag der Zinssatz für Refinanzierungsgeschäfte im Durchschnitt bei nur 2,9% pro Jahr und damit fast dreimal niedriger als in den 1980er Jahren;
- Erreichen des Inflationsziels: Die Inflation blieb zwischen 1999 und 2006 sehr nahe an der Zielmarke von 2%, was die erfolgreiche Verwirklichung des Hauptziels der EZB bestätigt;
- Antizyklische Politik: Die EZB änderte die Zinssätze auf antizyklische Weise, indem sie sie in Zeiten des Wachstums anhob und in Zeiten des Rückgangs senkte, was zur Stabilisierung der Wirtschaftstätigkeit beitrug;
- Kontrolle des Euro-Wechselkurses: Der Euro-Wechselkurs hat seit 1999 geschwankt, hat sich aber in den letzten Jahren stabilisiert und liegt nun auf einem höheren Niveau als 1999.
Die nominalen kurzfristigen Zinssätze im Euroraum sind seit der Einführung des Euro auf einem historisch niedrigen Niveau geblieben, mit einem durchschnittlichen Refinanzierungssatz von 2,9% zwischen 1999 und 2006. Die Inflation blieb in diesem Zeitraum sehr nahe an der Zielmarke von 2%, was zeigt, dass das Hauptziel der EZB erreicht wurde. Seit ihrer Gründung hat die EZB die Zinssätze antizyklisch geändert, was zur Stabilisierung der Wirtschaftstätigkeit in der Eurozone beigetragen hat. Die Zinssätze der US-Notenbank folgten demselben Muster, allerdings mit einer größeren Spanne aufgrund der größeren Amplitude der US-Wirtschaftszyklen.
Eines der umstrittensten Themen war nach wie vor der Euro-Wechselkurs, der seit 1999 starken Schwankungen unterworfen war. Zwischen 1999 und 2001 verlor der Euro an Wert, wertete dann aber zwischen 2001 und 2004 auf, und seitdem hat sich der Euro relativ stabilisiert. Die Wechselkurspolitik kann vom Rat festgelegt werden, was bisher jedoch nicht geschehen ist, so dass die EZB frei handeln kann. Die Entwicklung des Wechselkurses hängt nicht nur von der Geldpolitik der EZB ab, sondern auch von wirtschaftlichen Entwicklungen wie dem hohen Handelsbilanzdefizit der USA und der Dollar-Indexierungspolitik Chinas.
Gründe für die Straffung der Geldpolitik
Einige Beobachter sind der Ansicht, dass die europäische Geldpolitik trotz der Ziele der EZB zu restriktiv ist. Angesichts der Tatsache, dass die Inflation unter Kontrolle ist und sich die wirtschaftlichen Bedingungen verbessert haben, könnte eine weitere Anhebung der Zinssätze die wirtschaftliche Erholung untergraben, zumal der Euro an Wert gewinnt. Die EZB ist jedoch der Ansicht, dass die Zinssätze nach wie vor relativ niedrig sind, und überwacht weiterhin die Transmissionskanäle ihrer Politik zur Erreichung der Preisstabilität.
Bei der Bewertung der Inflationsrisiken achtet die EZB genau auf das Wachstum des M3-Aggregats, das sowohl die Geldmenge im engeren Sinne als auch die liquiden Finanzanlagen umfasst. Das Wachstum dieses Aggregats deutet darauf hin, dass Geld und Kredite im Euroraum im relativen Überfluss vorhanden sind, während die Nettosparquote seit 1999 stetig sinkt. Die Finanzmärkte haben ihren höchsten Stand seit Anfang 2003 erreicht, was durch das niedrige Zinsniveau im Euroraum begünstigt wird. Auch der Anstieg der Immobilienpreise seit 1999 ist beträchtlich und veranlasst die EZB zu einer vorsichtigen Haltung.
Wichtigste Schlussfolgerungen zur Geldpolitik der EZB
Die EZB hat ihr Ziel, die Preisstabilität zu gewährleisten, bisher erfolgreich erreicht, indem sie die Leitzinsen auf einem historisch niedrigen Niveau gehalten hat. Die antizyklische Politik der EZB trägt zur Stabilisierung der Wirtschaftstätigkeit im Eurogebiet bei, indem sie die Unzulänglichkeiten der nationalen Finanzpolitik ausgleicht. Die Zahl der Arbeitsplätze im Euroraum nahm um 14 Millionen zu, und die Beschäftigungsquote stieg von 59,7% auf 64,5%. Die Volatilität des Euro-Wechselkurses zwischen 1999 und 2004 wirkte sich negativ auf die Wirtschaftstätigkeit aus, doch war dies auf internationale Ungleichgewichte und das Fehlen einer klaren Wechselkurspolitik zurückzuführen.
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